Eine nachhaltige Unternehmenskultur braucht lebendige Werte.
Viele Unternehmen nehmen jahrelange und kostenintensive Transformationsprozesse auf sich, um ihr Geschäftsmodell aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu bewerten und umzustellen. Nicht selten stehen sie vor der Herkulesaufgabe, dass die veränderte Haltung des Unternehmens nicht von der Belegschaft getragen bzw. gelebt wird.
Eine nachhaltige Unternehmenskultur erfordert nachhaltiges Handeln und Denken der Mitarbeitenden
Grundsätzlich braucht es zwei Dinge: Konsequentes von Nachhaltigkeit geprägtes unternehmerisches Handeln und Zeit. Abhängig davon, wo ein Unternehmen herkommt und welche Rolle nachhaltiges Wirtschaften in der Vergangenheit gespielt hat, braucht es entsprechend viel oder weniger Zeit zum Etablieren einer echten Nachhaltigkeitskultur.
Ein Patentrezept, wie nachhaltige Werte fester Bestandteil der Unternehmenskultur werden, gibt es nicht. Jedes Unternehmen muss einen individuellen Fahrplan, der zur vorherrschenden Unternehmenskultur und Geschichte des Unternehmens passt, entwickeln. Die folgenden Bausteine können in diesem Sinne dazu beitragen, dass nachhaltiges Handeln und Denken von Mitarbeitenden gefördert und eine nachhaltigkeitsorientierte Unternehmenskultur verwirklicht wird.
# Nachhaltigkeit als fester Bestandteil der Unternehmensstrategie
Die durch Nachhaltigkeit geprägte Haltung eines Unternehmens sollte sich unbedingt in der Unternehmensstrategie wiederfinden und sich durch eindeutige Ziele, konkrete Maßnahmen und klare Verantwortlichkeiten bemerkbar machen.
# Das richtige Mindset
Welche Vision ein Unternehmen verfolgt und welche Werte den Unternehmensalltag prägen ist essentiell für die gelebte Kultur in einer Organisation. Nachhaltigkeit gehört ins Leitbild eines Unternehmens, welches gemeinsam mit den Mitarbeitenden entwickelt werden sollte, damit es auch von allen getragen wird.
# Ideen zulassen
Der offene Umgang mit Ideen fördert und fordert Mitarbeitende, sich im Unternehmen zu beteiligen. Dies gilt natürlich auch für Impulse zur Weiterentwicklung der betrieblichen Nachhaltigkeitsleistung. Wer Ideen einbringt, trägt sie auch wenn sie umgesetzt werden. Ideengeber werden somit zu internen Multiplikatoren für nachhaltiges Handeln.
# Gestaltung der Büros und Aufenthaltsräumen
Hier muss man sich wohlfühlen. Arbeitsplätze sollten zum einen unter gesundheitlichen Gesichtspunkten gestaltet werden. Des Weiteren gilt: Je natürlicher desto besser! Wer auf Naturmaterialien bei Möbel und Einrichtungsgegenstände setzt und hier noch auf eine nachhaltige Beschaffung (Label) achtet, kann das Thema Nachhaltigkeit besonders gut transportieren. Pflanzen sorgen außerdem, neben einem grünen Bild auch für ein besseres Raumklima.
In Pausenräume ist Mülltrennung ein Muss! Sofern Ruheräume im Unternehmen vorhanden sind oder geschaffen werden, sollte auch hier auf eine ökologische Gestaltung und entsprechende Möblierung geachtet werden.
# Green IT
Auch die technische Ausstattung im Büro hat Strahlkraft, wie etwa durch refurbished Hardware oder einer bedarfsgerechten Dimensionierung der gesamten IT-Infrastruktur. Unternehmen, die besonders gerne digital unterwegs sind, können zudem ein papierloses Büro einführen.
# Gesund am Arbeitsplatz
Damit sich Mitarbeitende auf einen Kulturwandel einlassen, sollte die Gesunderhaltung auf einem Fundament wertschätzender Führung aufgebaut werden. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, um gezielte Angebote zur Förderung der Gesundheit zu schaffen: Obstteller, kostenlose Getränke, betriebliche Vorsorgeuntersuchungen, ergonomische Arbeitsplatz- und Belastungsanalysen, aktive Pausen (wie Rückenschule, Yoga und Entspannungs- oder Walkinggruppen) oder Schulungen zu Resilienz oder Stressmanagement und noch viele mehr.
# Bewusste Wahl der Arbeits- und Werbemittel
Auch Arbeits- und Werbemittel können das Mindset eines Unternehmens transportieren, ob Holz-Kugelschreiber, Recyclingpapier, Briefumschläge oder ähnliches. Mitarbeitende werden über nachhaltige Arbeitsmittel kontinuierlich mit der Haltung des Unternehmens konfrontiert. Auch bei Werbemitteln und Give-Aways sollte entsprechend auf nachhaltige Materialien und sinnvolle Produkte geachtet werden. Eine Einkaufsrichtlinie könnte den Mitarbeitenden dabei eine gute Richtschnur liefern, um Nachhaltigkeit in Einkaufsprozesse zu verankern.
# Liebe … äähh Nachhaltigkeit geht durch den Magen
Essen ist Kultur! Mit Obst, Kaffee und Tee aus fairer und biologischer Landwirtschaft wird ein deutliches Zeichen gesetzt. Ist eine Kantine vorhanden, sollte Nachhaltigkeit auch auf dem Speiseplan und bei den verwendeten Lebensmitteln erkennbar sein. Ebenso das Catering bei Events ist ein Aushängeschild für die Nachhaltigkeitsbemühungen, portionierte Kaffeesahne in kleinen Plastikbehältern lässt das übrige Engagement schnell unglaubwürdig erscheinen.
# Die Wirkung des stillen Örtchens
Auch der Gang zur Toilette kann deutlich machen, welche Werte den Unternehmensalltag prägen. Ökologische Putzmittel, Naturkosmetik-Seife, Vorrichtungen zum Wassersparen, Recyclingpapiertücher zum Hände trocknen und recyceltes nicht gebleichtes Toilettenpapier vermitteln auch auf dem stillen Örtchen welchen Stellenwert Nachhaltigkeit im Unternehmen hat.
# Mitarbeitermobilität
Wie kommen Mitarbeitende an ihren Arbeitsplatz und was tut ein Unternehmen dafür, dass die Arbeitswege möglichst klimafreundlich gestaltet werden? Konkrete Angebote unterstützen die Haltung des Unternehmens und fördern das Umweltbewusstsein der Belegschaft, wie etwa Zuschüsse zur Nutzung des ÖPNV, E‑Ladesäulen oder Fahrradleasing. Auch die Option des Home-Office ist vor diesem Hintergrund ein sinnvolles Angebot.
# Nicht jede Person passt zum Unternehmen
Aus welcher Richtung frischer Wind weht, kann eine große Rolle spielen. Sind nachhaltigkeitsorientierte Werte formuliert, die den Unternehmensalltag prägen oder prägen sollten, ist auch bei Neuanstellungen darauf zu achten, ob potentielle Mitarbeitende zur Haltung des Unternehmens passen. Hierzu existieren sogar Matching-Tools, mit denen man fragenbasiert bewerten kann, wie stark eine Kandidatin oder ein Kandidat zur Haltung des Unternehmens passt.
# Teambuilding und Volunteering
Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen birgt ein enormes Potential für einen Kulturwandel. Mitarbeitende sollten mitbestimmen wo sich engagiert wird und sich über ihren Arbeitgeber am besten direkt bei gemeinnützigen Projekten einsetzen können. Corporate Volunteering-Events fördern sowohl die Teamfähigkeit und Teamentwicklung und können auch eine stärkere Identifikation mit einem Unternehmen bewirken. Für kleinere Unternehmen bietet es sich auch an Teamevents einen gemeinnützigen Charakter zu verleihen.
Keiner dieser Ansätze garantiert, dass eine nachhaltige Unternehmenskultur gelebt wird, können aber bedeutend dazu beitragen, dass nachhaltiges Handeln und Denken bei Mitarbeitenden gefördert und somit in der Kultur eines Unternehmens etabliert werden.