
Impacts, Risks und Opportunities – Tipps zur IRO-Formulierung
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist eines der zentralen Elemente der verpflichtenden Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD), nach den European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Ziel der Analyse ist es, diejenigen Themen zu identifizieren, zu denen ein Unternehmen wesentliche Auswirkungen hat oder sich wesentliche Auswirkungen für das Unternehmen ergeben können. In der weiteren Berichterstattung sind dies Themen, die umfassender berichtet werden müssen und wobei Ziele offengelegt werden sollten.
Dieser Beitrag fasst eine Reihe an Hinweisen und Hilfestellungen zusammen, die bei der Identifikation und Formulierung von Auswirkungen (Impacts), Risiken (Risks) und Chancen (Opportunities) unterstützen können. Es werden ganz konkrete Beispiele dargestellt, wie IROs formuliert werden können.
Wozu genau müssen IROs formuliert werden?
Die ESRS bestehen neben zwei Kernstandards aus den im Folgenden dargestellten Themenstandards – zehn Standards, die über die klassischen ESG-Felder die unterschiedlichen Perspektiven auf unternehmerischer Nachhaltigkeit ausdrücken.

Zu genau diesen Themen sollten berichtspflichtige Unternehmen untersuchen, ob es relevante Auswirkungen, Risiken oder Chancen gibt. Zu jedem dieser Themen formulieren die ESRS weitere Unterthemen und zum Teil noch detaillierte Unter-Unterthemen, wie im folgenden Beispiel zum Thema ESRS E3 Wasser und Meeresressourcen dargestellt. Dieser Themenstandard besteht aus zwei weiteren Unterthemen E3.1 Wasser und E3.2 Meeresressourcen, welche wiederum konkrete Unter-Unterthemen umfassen.

Die IROs müssen differenziert formuliert werden und sollten sich dabei mindestens auf die Ebene der Unterthemen beziehen. Idealerweise geht jedoch aus der Formulierung hervor, welche Unter-Unternehmen davon betroffen sind.
Unterscheidung der Wirkrichtung von IROs
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse beinhaltet dabei zwei unterschiedliche Wirkrichtungen, die darstellen, welche Wirkmechanismen ein Unternehmen zu einem ganz konkreten Thema hat. In der Inside Out-Betrachtung müssen die Auswirkungen des Unternehmens, welches es durch seine Geschäftsaktivitäten auf ein Thema hat, beschrieben werden, z. B. ein hoher Wasserverbrauch in Regionen mit Wasserknappheit. In der Outside In-Betrachtung wiederum müssen diejenigen wirtschaftlichen Wirkungen auf ein Unternehmen beschrieben werden, die mit einem Thema einhergehen können. Das können also wirtschaftliche Chancen oder auch wirtschaftliche Risiken für ein Unternehmen sein, wie z. B. steigende Wasserpreise, die sich bei einem hohen Wasserverbrauch entsprechend auswirken.

Formulierung eindeutiger und nachvollziehbarer IROs
Im Zuge der Wesentlichkeitsanalyse werden alle identifizierten IROs detailliert bewertet. Die Bewertungen sind dabei abhängig davon, ob es eine Chance bzw. ein Risiko oder eine Auswirkung ist und ob diese tatsächlich vorliegt und positiv oder negativ ist. Das bedeutet, es ist sehr wichtig, dass IROs klar formuliert sind und beteiligte Personen aus der Formulierung die oben skizzierten Aspekte herauslesen können.
Beispielhafte IROs zum Thema E1 Klimawandel:
- Flächenversiegelung: Das flächenintensive Geschäftsmodell von xy führt zum Verlust der natürlichen Bodenfunktionen und der Versickerung. Das wirkt sich auch auf umliegende Liegenschaften durch eine erhöhte Vulnerabilität hinsichtlich physische Klimarisiken aus → negativer Impact, der tatsächlich vorliegt. Bezug zum Unterthema E1.1 Anpassung an den Klimawandel.
- Hitze: Der Temperaturanstieg führt zu sich häufenden Hitze-Tagen und steigenden Temperaturen und in den Arbeitsräumlichkeiten, was sich negativ auf die Konzentration und Effizienz der Mitarbeitenden auswirkt sowie Investitionen in Kühlung nach sich ziehen kann → wirtschaftliches Risiko. Bezug zum Unterthema E1.1 Anpassung an den Klimawandel.
- Ausbau Ladeinfrastruktur: Durch den Ausbau erneuerbarer Energien und zunehmende Nutzung von E-Mobilität, kann der Ausbau der Ladeinfrastruktur bei xy zu einem neuen Geschäftsfeld entwickelt werden, wenn die Ladeinfrastruktur für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht wird → wirtschaftliche Chance. Bezug zum Unterthema E1.3 Energie.
Diese Beispiele verdeutlichen, wie wichtig, eine eindeutige und nachvollziehbare Formulierung der IROs ist, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen ist dies von besonderer Bedeutung, da der Bewertungsprozess zur Materialitätsbestimmung dieser Auswirkungen besonders komplex ist.
Was bei der Formulierung der Auswirkungen (Impacts) außerdem wichtig ist:
- Das Einhalten gesetzlicher Vorschriften ist keine positive Auswirkung eines Unternehmens.
- Implementierte Maßnahmen sollten möglichst nicht als Auswirkungen formuliert werden. Insbesondere gilt, dass Maßnahmen, die dazu dienen negative Auswirkungen zu vermeiden oder zu minimieren, nicht als positive Auswirkungen formuliert sein dürfen.
Fazit
Die eindeutige Formulierung der IROs ist sehr wichtig. Alle beteiligten Personen und Prüfer*innen müssen Inhalte verstehen und dessen Bewertung nachvollziehen können. Die IROs werden dabei hinsichtlich ihrer Materialität bewertet und stellen damit den zentralen Baustein der Wesentlichkeitsanalyse dar.
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