Interview mit Gorden Isler von fairvendo

Lieber Gorden, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns nimmst und uns einige Fragen zum Thema Geldanlagen und eurer Arbeit beantwortest. Bitte stell dich unseren Lesern kurz vor.

Mein Name ist Gorden Isler. Vor 36 Jahren wurde ich in Frankfurt an der Oder geboren. Heute lebe ich mit meiner Frau und meiner Tochter in der schönsten Stadt der Welt. Seit 12 Jahren bin ich Geschäftsführer der fairvendo Gesellschaft für Finanzdesign mbH. Darüber hinaus engagiere ich mich ehrenamtlich als Vorstandsmitglied in den Organisationen HAMBURGER*MIT HERZ e.V., Sea-Eye e.V. und im Kreisverband der Grünen Eimsbüttel.

Euer Firmenname hat mich sofort angesprochen. Was genau macht fairvendo und welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Arbeit?

fair – vendo heißt fair –verkaufen. An einem Geschäft müssen immer zwei Seiten Spaß haben. Bevor ich fairvendo gründete hatte ich das Gefühl bei einem Unternehmen zu arbeiten, bei dem es immer nur um den Spaß der Anbieterseite ging. Das passt nicht zu meiner Haltung. Ich mag Menschen und ich mag Menschen, die andere Menschen mögen. Man könnte meinen, dass ich mir einen anderen Beruf hätte suchen sollen, aber ich glaube fest daran, dass ich genau dort richtig bin, wo ich bin. In der Versicherungs- und Finanzbranche. Mit der Gründung von fairvendo vor 10 Jahren verfolgte ich das Ziel, Versicherungs- und Finanzprodukte fair zu vermitteln, die Beratung in den Vordergrund zu stellen und den KundInnen dennoch bei der Entscheidungsfindung zu helfen. Das bedeutet auch auf die Nachteile von Produkten hinzuweisen, d.h. Kosten, Risiken und Lücken nicht zu verschweigen. Transparenz schafft Vertrauen. Das war vor 10 Jahren alles noch nicht selbstverständlich. Heute ist sogar gesetzlich verordnet. Insofern waren wir mit unserem Vorsprung spät dran. Das Wort Finanzdesign soll andeuten, dass es uns um Gestaltung von Strategien geht und nicht um die reine Beratung oder Vermittlung von Einzelprodukten.

Wie kann Geld nachhaltig sein und was macht nachhaltige Geldanlagen aus?

In einem nachhaltigen Anlageprodukt werden die Aspekte wirtschaftliche Effizienz, Ökologische Tragfähigkeit und Soziale, gute Unternehmensführung nicht gegeneinander ausgespielt oder aufgewogen. Sie sind gleichberechtigt und selbstverständlich in einem ganzheitlichen Verständnis zu berücksichtigen, dass eine solche Investition genau deshalb richtig und sinnvoll ist. Wer nachhaltig investieren mag, der sollte zunächst ausschließen, in welchen Branchen man nicht investiert sein möchte (Ausschlussprinzip). Ein anderes Prinzip ist der „Best in Class“ Ansatz. Man würde in das nachhaltigste Unternehmen seiner Branche investieren. Es gibt in der Erdölindustrie, der Waffenindustrie und in der Kohleindustrie keine nachhaltigen Unternehmen. Daher finde ich ein strenges Ausschlussprinzip unabdingbar. Wenn wir unsere Investitionen in solche Branchen stoppen, dann werden auch die trägsten UnternehmerInnen und Betriebswirte aufwachen. Wenn Versicherer damit aufhören solche Unternehmen zu versichern, dann wäre es sogar unmöglich, solche schadhaften Geschäftsmodelle, wie den Betrieb eines Kohlekraftwerkes, weiter zu verfolgen.

Ist das denn auch rentabel?

Klar, sonst wäre es ja nicht nachhaltig. Es ist ein altes Ammenmärchen, dass man mit nachhaltigen Investments kein Geld verdienen kann. In meinem Firmenblog habe ich 3 ökologische Aktienfonds mit dem Deutschen Aktienindex verglichen (https://fairvendo.com/nachhaltig-investieren/) . Alle drei konnten den DAX in den vergangenen 5 Jahren schlagen. Sie waren sogar weniger anfällig für Schwankungen. Das ist eigentlich sogar ganz logisch, weil den nachhaltigen AnlegerInnen die Preisverluste aus den Skandalen von RWE, Volkswagen und der Deutschen Bank erspart blieben. Man kann eigentlich keine Indexfonds kaufen, wenn man nachhaltig investiert sein will. Wer nachhaltig investiert war, der hat mehr Geld verdient. Wer auf RWE, Bayer, VW und die Deutsche Bank setzt, weil es eben nur um wirtschaftliche Aspekte geht, der darf jetzt auch nicht über Verluste jammern. Meine Großmutter sagte immer: „Mitgefangen, mitgehangen.“

Wie sieht es mit Versicherungen aus, kann ich mich nachhaltig absichern?

Es gibt durchaus spannende Ansätze. Aber es gibt bisher nur nachhaltige Banken, wie die GLS Bank, die Ethik Bank oder Triodos. Eine Nachhaltige Versicherungsgesellschaft gibt es noch nicht. Verschiedene Versicherer haben jedoch angefangen sich zu verändern und Produkte zu entwickeln. Schließlich ist der Klimawandel eine große Bedrohung für die Versicherungswirtschaft. Einmal auf der Seite der Risiken (Mehr Stürme, Sturmfluten und Waldbrände) und auch auf der Seite der Geldanlagen (Verluste bei CO2 intensiven Investments). Es gibt Versicherungen, die Bäume pflanzen, wenn man ein Produkt bei Ihnen abschließt. Es gibt eine Versicherung, die Rabatte für nachhaltiges Verhalten gibt und bei der Schadenregulierung auf ökologisch sinnvollere Produkte hinweisen. Es gibt Versicherer, die es möglich machen ausschließlich in nachhaltige Altersvorsorgeprodukte zu sparen. Doch das Angebot ist derzeit noch übersichtlich und selbst dort muss man genau hinsehen. Ich bin jedoch kein Freund davon, mit dem Stiefel auf die ersten, zarten, grünen Pflänzchen zu treten, weil sie noch nicht ausreichen. Man muss das fördern und mehr einfordern. Das machen wir im Austausch mit unseren Partnern.

Worauf muss ich achten, wenn ich wechseln will, also woran erkenne ich, dass es tatsächlich ein nachhaltiges Produkt ist, von einem anständigen Anbieter?

Grundsätzlich darf man sich bei solchen Wechseln nicht von moderaten Verlusten abschrecken lassen. Wenn man weiter in Kohle, Atomkraft und Erdöl investiert bleibt, weil man etwa Geld beim Ausstieg verliert, dann braucht man auch nicht im Hambacher Wald demonstrieren und sich darüber aufregen, dass RWE genau aus solchen Beweggründen möglichst viel Zeit dafür einfordert, sein Geschäftsmodell zu ändern. Ich bin davon überzeugt, dass man bei der nachhaltigen Anlage auf gut ausgebildete BeraterInnen setzen sollte. Denn ein nachhaltiges Produkt von einem Produkt zu unterscheiden, dass nachhaltig aussehen soll, ist gar nicht so einfach. Letztlich muss man sich erstmal selbst zu seinem ganz persönlichen Ausstieg aus allem entscheiden, was uns und die Welt kaputt macht. Für sich selbst, für unsere Kinder und für alle anderen, die nach uns kommen. Es steht uns nicht zu einem asozialen Ressourcenkredit aufzunehmen, den die kommenden Generationen abzuzahlen haben. Menschen, die sich für nachhaltige Investitionen entscheiden, werden ganz sicher dafür belohnt werden. Da bin ich sicher. Die kommenden Krisen werden zeigen, dass Investitionen in Güter und Dienstleistungen sicher sind, die Vielen später weiter einen hohen Nutzen bringen. Das könnten Unternehmen sein wie Veolia, Shimano oder Nordex. ESG BeraterInnen oder FachberaterInnen für Nachhaltige Geldanlagen, können dabei helfen.

Vielen Dank für das spannende Interview und den Einblick in eure Arbeit! Weitere Informationen zu fairvendo gibt es unter www.fairvendo.com.