Wir begrüßen unsere neue Nachhaltigkeitsberaterin Pauline. Ab sofort unterstützt sie uns mit ihrer Expertise in den Bereichen nachhaltige Lieferketten und Nachhaltigkeitsmanagement.
Hallo Pauline, wir freuen uns sehr, dass du ab sofort als Beraterin bei Sustaineration dabei bist! Würdest du dich unseren Leser*innen einmal vorstellen?
Vielen Dank, ich freue mich riesig, Teil des Sustaineration-Teams zu sein und den nachhaltigen Wandel in Unternehmen mitzugestalten. Zuvor war ich in einer Unternehmensgruppe der Textilbranche für das nachhaltige Lieferkettenmanagement verantwortlich und habe die Nachhaltigkeitsstrategie und die Etablierung einer nachhaltigen Beschaffung bei einem Landkreis betreut.
Für mich ist es besonders wichtig, Menschen bei solchen Veränderungsprozessen einzubinden und mitzunehmen. Deshalb habe ich auch eine Weiterbildung zum Business Trainer und Coach gemacht.
Mir macht es Spaß, Neues kennenzulernen und mich weiterzuentwickeln – ob durch Reisen, gute Gespräche oder neue Herausforderungen. Als Ausgleich brauche ich aber auch viel Ruhe und Zeit für mich. Diese finde ich bei Spaziergängen in der Natur, bei Streicheleinheiten mit diversen Haustieren, die mir über den Weg laufen (ich liebe Tiere =), oder gemütlichen Leseabenden auf dem Sofa.
Nach deinem Studium „Sustainability Economics und Management“ hast du als Nachhaltigkeitskoordinatorin und im Bereich der nachhaltigen Beschaffung gearbeitet. Wieso hast du dich beruflich für einen nachhaltigen Weg entschieden?
Als Dorfkind und durch meine Erziehung bin ich mit einer starken Verbundenheit zur Natur groß geworden. Mir war es daher schon immer wichtig, dass mein Beruf mir einen „Sinn“ gibt und ich die Welt aktiv nachhaltig mitgestalten kann. Es macht Spaß, Unternehmen und Menschen bei ihrem Wandel hin zu einer sozialeren und ökologischeren Ausrichtung zu begleiten und zu sehen, was möglich ist.
Mit deiner Erfahrung in den Bereichen nachhaltige Lieferketten sowie Nachhaltigkeitsmanagement bringst du wichtige Expertisen zu zwei relevanten Bereichen der Nachhaltigkeitsberatung mit: Was reizt dich besonders an diesen Themen und der Beratung selbst?
Die größten ökologischen und sozialen Auswirkungen eines Unternehmens fallen meistens in der Lieferkette an. Hier finden zum Teil verheerende Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung statt. Es gibt also ein riesiges Potenzial für Verbesserungen, welches mir besonders am Herzen liegt. Ein gutes Nachhaltigkeitsmanagement ist dabei grundlegend, um Änderungen gezielt, effektiv und messbar umzusetzen.
Die Unternehmensberatung ist für mich dabei besonders spannend, denn jedes Unternehmen ist anders und hat ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Es macht Spaß sich in neue Strukturen und Prozesse einzudenken, neue Lösungswege zu suchen und mit verschiedenen Menschen zu tun zu haben. So lerne ich immer wieder dazu und entwickele mich persönlich und fachlich weiter. Und natürlich ist es toll, mit diesem fachlichen Wissen dann nicht nur ein, sondern viele Unternehmen unterstützen zu können.
Und welchen Benefit siehst du für Unternehmen, die diesen Themen eine stärkere Aufmerksamkeit widmen?
Nachhaltigkeit ist heute kein Randthema mehr, der Wandel ist im vollen Gange. Unternehmen müssen sich mit ihrer Nachhaltigkeitsperformance auseinandersetzen, um mittel- und langfristig bestehen zu können. Und dies bietet auch große Vorteile: Wo stehe ich mit meinem Unternehmen in puncto Nachhaltigkeit und was wird von mir erwartet? Wo und welche sozialen und ökologischen Auswirkungen entstehen durch die Geschäftstätigkeit meines Unternehmens? Welche Risiken ergeben sich aus all dem für mein Unternehmen und wie kann ich gegensteuern? All das sind Fragen, mit denen sich ein Unternehmen auseinandersetzen sollte, um sich zukunftsfähig und resilient aufzustellen. Und bei Sustaineration unterstützen wir sehr gerne dabei =)
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für dich neben der Arbeit?
Nachhaltigkeit ist fest in mir verankert und ich versuche, es in verschiedene Lebensbereiche einzubringen und zu erweitern. Dazu gehört zum Beispiel, mein Konsumverhalten zu überdenken: Brauche ich etwas wirklich? Und muss es neu sein? Ich bin ein riesiger Fan von Trödelmärkten und Ebay Kleinanzeigen und versuche möglichst viel gebraucht zu kaufen und zu verkaufen. Zudem habe ich das Glück, fußläufig von einem Biosupermarkt, einem Unverpacktladen und einem Mini-Supermarkt für „gerettete Lebensmittel“ zu wohnen. Das macht ein nachhaltiges Einkaufen im Alltag natürlich sehr einfach.
Trotzdem gelingt es aber nicht immer und konsequent – und das muss es auch nicht. Ein nachhaltiger Lebensstil muss meiner Meinung nach auch in den eigenen Alltag integrierbar sein und Spaß machen. Ausprobieren und auch mal wieder zurückrudern gehört dazu. Und dann kommt der Rest mit der Zeit von ganz allein.
Hand aufs Herz: In 10 Jahren ist Nachhaltigkeit in der Wirtschaft …
…ein fest in Unternehmensprozesse etabliertes Thema, in dem ein globales Verantwortungsbewusstsein, aber auch regionale Wertschöpfung und Gemeinwohlorientierung eine stärkere Rolle eingenommen haben.
Vielen Dank, Pauline. Schön, dass du im Team bist!
Beitragsbild: Pauline Blaszczyk
Liebe Anja, danke, dass du dir Zeit nimmst, um mit uns über eure Erfahrungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu sprechen. Würdest du dich unseren Leser*innen einmal kurz vorstellen?
Mein Name ist Anja Werner und ich bin Nachhaltigkeitsbeauftragte bei fairvendo, einem Versicherungs- und Finanzberatungsunternehmen in Hamburg. Ich bin seit fünf Jahren im Unternehmen und seit etwas mehr als zwei Jahren für die Nachhaltigkeit und die CSE-Zertifizierung (Certified Sustainable Economics) zuständig.
Ihr habt gerade euren ersten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht – freiwillig, denn fairvendo ist mit der Unternehmensgröße zu keiner Offenlegung der eigenen Nachhaltigkeit verpflichtet. Was sind die Antreiber für eure Eigeninitiative? Immerhin dreht es sich dabei um einen aufwendigen und ressourcenintensiven Prozess.
„Tue Gutes und sprich darüber“, unter diesem Motto fungiert man als eine Art Leuchtturm, an dem sich andere Akteure orientieren können. Bei fairvendo hatte das Thema Transparenz schon immer einen hohen Stellenwert. In der Finanzbranche ist Transparenz leider häufig kein gelebter Wert. Dabei müssen sich die Mandant*innen uns gegenüber auch offenbaren, um eine ganzheitliche, umfassende und qualitative Beratung zu erfahren. Deshalb war es uns von Anfang an sehr wichtig, dass auch wir Zahlen auf den Tisch legen und offen zeigen, was wir tun, was wir gut können und wo wir noch besser werden wollen. Das schafft Vertrauen — und Vertrauen ist die wichtigste Währung.
Bei der Berichtsstruktur orientiert ihr euch am Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK). Wie hat euch der DNK überzeugt?
Der DNK ist ein etablierter und bekannter Berichtsstandard. Uns war es wichtig, nachvollziehbare Kriterien anzusetzen, denen sich auch viele andere Unternehmen stellen, um eine Nachhaltigkeitsstrategie in unserem Nachhaltigkeitsberichtwesen dauerhaft sichtbar zu machen. Deshalb haben wir uns für den DNK entschieden.
Ein aussagekräftiger Nachhaltigkeitsbericht steht für ein hohes Maß an Transparenz. Das legt Stärken, aber natürlich auch Optimierungspotenziale offen. Hattet ihr im Laufe der Erstellung diesbezüglich auch Überraschungsmomente?
Wir selbst erschaffen ja keine eigenen Produkte und vermitteln ausschließlich die Produkte Dritter. Daher gab es für uns die Herausforderung, die Idee der Nachhaltigkeit mit den rechtlichen Vorgaben eines freien Maklers abzugleichen. Rein rechtlich sind wir dazu verpflichtet im ausschließlichen Kundeninteresse zu handeln. Da unsere Produktgeber, also Versicherer und Banken, nur wenige wirklich nachhaltige Produkte anbieten, sind unsere Möglichkeiten allerdings noch immer sehr limitiert. Wir haben uns aber selbst in einer Unternehmenszertifizierung (CSE) dazu verpflichtet, bei jeder Beratung immer auch ein nachhaltiges Produkt anzubieten.
Da sich gerade am Markt viel tut, sehen wir uns da auch als Lots*innen für unsere Mandant*innen. Wir beobachten die Entwicklung und teilen die Ergebnisse mit den Mandant*innen. Dabei fällt es uns von Jahr zu Jahr leichter, auch nachhaltige Versicherungs- und Finanzprodukte zu finden und anzubieten. Uns fallen jedoch auch zunehmend Anbieter*innen und Produkte auf, die alt bekannte Inhalte mit herkömmlichen Methoden und „grüner Farbe“ an den Markt bringen wollen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, unsere Mandant*innen vor solchem „Green washing“ zu schützen.
Der Berichtsprozess durchleuchtet alle Bereiche eines Unternehmens, und alle Mitarbeiter*innen sind mit ihrer Erfahrung und ihren Eindrücken gefragt. Wie waren eure Mitarbeiter*innen an dem Berichtsprozess beteiligt?
Da wir uns schon vor mehreren Jahren von selbst auf diesen Weg hin zu mehr Nachhaltigkeit gemacht haben, war da für viele nichts wirklich Neues dabei. Im Prinzip war es die Ordnung und Dokumentation dessen, was wir seit Jahren leben.
Jetzt, da die Ergebnisse der Jahre 2019 und 2020 vorliegen, welche Herausforderungen und welche Chancen siehst du für die kurz- und langfristige fairvendo-Zukunft in Sachen Nachhaltigkeit?
Ein Finanzdienstleister kann nicht durch große Ressourcen-Ersparnisse punkten. Fahrten und Geschäftsreisen mit dem PKW konnten wir auf ein Minimum reduzieren. Unser großes Potenzial entsteht dadurch, dass wir zusammen mit unseren 3000 Mandant*innen Geldströme lenken, schädliche Geschäftsmodelle ausschließen und die Zukunft tausender Individuen mitgestalten dürfen.
All die Bemühungen unsere Ergebnisse transparent zu machen und zu dokumentieren, haben eben auch den Nutzen, dass wir uns in einer Branche, die sehr konservativ ist, ein nachhaltiges Beispiel geben können. Versicherungsunternehmen sind große, schwere und finanzkräftige Tanker. Wir sind da eher das Schnellboot, dass diese Tanker umkreist und versucht, den einen oder anderen zu einer Kurskorrektur zu bewegen. Tatsächlich werden wir auch von Versicherungsunternehmen als Expert*innen wahrgenommen und angehört. Auch das sehe ich als unsere Aufgabe: Verbesserungen und die Entwicklung nachhaltiger Produkte einfordern und uns im Entstehungsprozess neuer Produkte einzumischen.
Vielen Dank für das tolle Gespräch, Anja!
Weitere Informationen zu fairvendo findet ihr über www.fairvendo.de.
Foto: fairvendo
Den tatsächlichen Wert eines Workshops kann man an der Umsetzung der Inhalte messen. Zu diesem Fazit sind wir als Team gekommen – und haben unsere E‑Mail-Signatur geändert. Der Grund: Eine Weiterbildung zum Thema „Fair Language“.
Im Oktober hat das Team von sustaineration gemeinsam an einem digitalen Workshop zur gendergerechten Kommunikation von Fair Language teilgenommen. Ziel war es, unsere interne und externe Kommunikation zukünftig noch weiter in Richtung Offenheit und Diskriminierungsfreiheit zu gestalten. Das Ergebnis für uns: Mehr Sicherheit im gendergerechten Sprachumgang – und eine neue Signatur.
Alles auf Anfang: Fragen, Fragen, Fragen …
Wie kamen wir eigentlich auf eine Fortbildung zur gerechteren Sprache? In den vergangenen Monaten, mit dem Wachstum des Unternehmens und dem aktuellen Relaunch der Webseite, sind in unseren Meetings immer wieder Fragen zur bewussten Kommunikation aufgekommen. In den meisten Fällen waren es die gleichen Fragen, die wiederholt auftraten, beispielsweise zur richtigen Ansprache oder zur bewussten Inklusion in unserer Kommunikation.
Der Workshop „Grundlagen der gendergerechten Kommunikation“
Mit der Teilnahme an einer Weiterbildung zur sogenannte „Gendersprache“ sollte dann endlich mehr Klarheit herrschen. Unser Ziel war dabei nicht primär zu erfahren, was man sagen „darf“ oder „sollte“; unser Bedürfnis war es, mehr Sicherheit im Umgang mit gerechter Sprache zu erhalten. Dabei liegt der Fokus sowohl auf die gefühlte Wertschätzung der angesprochenen Person als auch auf unser eigenes Wohlgefühl als Sprechende*r.
In dem Workshop bekamen wir dann endlich Antworten auf unsere Fragen rund um das große Thema Gender und Kommunikation. Neben den Grundlagen zu Definitionen beinhaltete die Weiterbildung diverse praktische Übungen, die uns verdeutlichten, wie relevant die Verwendung einer gerechteren Sprache für unseren alltäglichen Umgang miteinander und die Förderung von sozialer Gerechtigkeit ist. Die Übungen zeigten uns auch: Selbst wenn die Anpassung des Sprachgebrauchs zuerst gewöhnungsbedürftig ist; sie ist es wert – und weitaus nicht so kompliziert wie erwartet.
Schließen wir Personengruppen in unserem Sprachgebrauch aus, dann verhindern wir zeitgleich auch die Möglichkeit auf eine positive soziale Entwicklung in Richtung weniger Ungleichheiten. Ein Thema, mit dem sich auch die beiden Sustainable Development Goals „Weniger Ungleichheiten“ (Ziel 10) und „Geschlechtergleichheit“ (Ziel 5) beschäftigen.
Und jetzt? Ran an die Signatur!
Der Workshop hat uns verdeutlicht, dass wir insbesondere in der erstmaligen Ansprache von Personen mutmaßen, ob die Person männlich oder weiblich ist und diese demnach ansprechen. Das wollen wir ändern! Ab jetzt verabschieden wir uns von „Sehr geehrte Damen und Herren“, „Hallo Herr xy“ oder „Liebe Frau xy“. Wir wollen Schluss machen mit Mutmaßungen zum Geschlecht und durch unsere Art und Weise, wie wir kommunizieren, deutlich machen, dass es eine Geschlechtervielfalt gibt, die nicht binär ist.
Deshalb sprechen wir Menschen in der erstmaligen Kommunikation nun einfach mit einem „Hallo“ oder „Moin“ an und laden unsere Gesprächspartner*innen ein, uns mitzuteilen, mit welchen/m Pronomen wir sie ansprechen dürfen.
Dazu haben wir in unserer Signatur einen Hinweis ergänzt:
„* Respektvolle Kommunikation beginnt mit der richtigen Ansprache
– lassen Sie uns gerne wissen, mit welchen Pronomen Sie angesprochen werden möchten.“
Die bewusste Auseinandersetzung mit einer gendergerechten Sprache hat uns sehr gutgetan und wir konnten als Team einen gemeinsamen Weg definieren, wie es sich in unserer Arbeit umsetzen lässt und es sich für alle gut anfühlt.
Wir wollen den sensiblen Umgang von Sprache auch weiterhin stärken, weshalb eine Weiterbildung zur gendergerechten Sprache nun auch für alle künftigen Mitarbeiter*innen Pflicht ist.
Über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen ist zweifelsfrei ein unternehmerisches Grundgesetz. Wer sich aber langfristig am Wirtschaftsmarkt im Bereich Nachhaltigkeit etablieren möchte, geht noch einen entscheidenden Schritt weiter: Das sogenannte Nachhaltigkeitsbenchmarking erlaubt es Unternehmen, ihren Blick einmal ganz gezielt auf den dynamischen Markt zu richten.
Das Benchmarking beantwortet dabei vor allem Fragen hinsichtlich möglicher Branchenstandards, die sich im Bereich Nachhaltigkeit bereits etabliert haben, und die von Unternehmen gegebenenfalls auch erfüllt werden sollten. Denn erst wer sich die aktuelle Marktsituation aufschlüsselt, kann verstehen, wo das eigene Unternehmen gerade steht.
Was ist Benchmarking genau?
Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Benchmarking wie folgt:
„Instrument der Wettbewerbsanalyse. Benchmarking ist der kontinuierliche Vergleich von Produkten, Dienstleistungen sowie Prozessen und Methoden mit (mehreren) Unternehmen, um die Leistungslücke zum sog. Klassenbesten (Unternehmen, die Prozesse, Methoden etc. hervorragend beherrschen) systematisch zu schließen. Grundidee ist es, festzustellen, welche Unterschiede bestehen, warum diese Unterschiede bestehen und welche Verbesserungsmöglichkeiten es gibt.“
Wir sprechen beim Benchmarking also von einer Marktanalyse, die uns anhand von aktuellen Vergleichsdaten zeigt, welche Potenziale und Chancen wir als Unternehmen nutzen können, um uns auf dem Markt zu positionieren. Zum Benchmarking gehört also die perfekte Mischung aus Rundumblick, Weitsicht und klarem Fokus.
Vorteile des Nachhaltigkeitsbenchmarks
Eine umfangreiche Analyse des Marktes im Bereich Nachhaltigkeit? Das klingt zeit- und ressourcenintensiv — und das ist es auch. Zurecht kommt also die Frage auf: Wofür die ganze Arbeit?
Ein Nachhaltigkeitsbenchmark bietet Unternehmen einen exklusiven Überblick über bestehende Branchenstandards. Bisherige Vermutungen zum Markt werden also mit den Benchmarkdaten bestätigt oder korrigiert. Unternehmer*innen vermuten nicht mehr, wie sie im Vergleich zur Branche performen, sondern wissen genau, wo sie im Bereich Nachhaltigkeit stehen. Ein Wissen, welches häufig deutliche Unterschiede zu den vorher getroffenen Vermutungen aufzeigt und eine ideale Grundlage für Entscheidungen zu aktuellen Nachhaltigkeitsfragen darstellt.
Während des Erfassungsprozesses lernen zudem die Mitarbeiter*innen das Unternehmen im Kontext zur Branche neu kennen. Die Analyse kann dabei wertvolle Impulse zur Weiterentwicklung der eigenen Nachhaltigkeitsarbeit und zur zukünftigen Ausrichtung liefern. Das Nachhaltigkeitsbenchmark ist damit ein relevanter Bestandteil für die Entwicklung oder Neuausrichtung von Nachhaltigkeitsstrategien.
Wie benchmarke ich Nachhaltigkeit?
Eine feste und vorgegebene Vorgehensweise zum Benchmarken der Nachhaltigkeit gibt es nicht. Natürlich kann jede*r Unternehmer*in eine eigene Vorgehensweise entwickeln. Als Grundgerüst kann diese aber festgehalten werden:
Nach einer internen Absprache der eigenen Benchmarkingziele geht es an die Recherche. Zuerst gilt es einen generellen Marktüberblick der jeweiligen Branche zu erhalten, um die aktuelle Marktsituation, Probleme sowie die möglichen langfristigen Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit festzuhalten. Die Industrierecherche sollte dabei auch die Frage klären: Welche Herausforderungen beschäftigt die Branche aktuell?
Im zweiten Schritt wird die Peergroup, also eine Liste mit relevanten Mitbewerber*innen innerhalb der eigenen Branche, definiert. Hierbei ist vor allem wichtig, dass Unternehmen / Organisationen gewählt werden, die einen besonders hohen Anspruch an ihre Nachhaltigkeit haben. Wie sagt man so schön: Man lernt nur von den Besten!
Besteht ein Marktüberblick sowie eine Liste zur relevanten Peergroup, kann nun ein individuelles Benchmark-Design, welches aus individuellen Clustern, Kategorien und Fragen zusammengesetzt ist, erstellt werden. Das Design gibt letztlich vor, welche Aspekte der Nachhaltigkeit im Detail beleuchtet werden.
Auf Basis des Designs werden die einzelnen Nachhaltigkeitsaspekte der Branchenteilnehmer*innen recherchiert und dokumentiert. Dabei wird vor allem die externe Kommunikation, also beispielsweise die Webseite, Nachhaltigkeitsberichte, die Social-Media-Kanäle sowie Pressemeldungen, hinsichtlich der zu vergleichenden Kriterien untersucht.
Sind alle Daten erfasst, steht die Auswertung der Daten bevor. An dieser Stelle wird alles in Kontext gesetzt und verglichen: Stärken und Schwächen der Peergroup, Trends zu den Vergleichskriterien sowie Best Practices. Anhand dieses Ergebnisses erhält ein Unternehmen nun eine gute Grundlage zur Entwicklung oder Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie.
Benchmark-Beispiel:
In der Praxis kann ein Benchmark aufgrund der Datenmenge schnell komplex und sehr umfangreich werden. Zur besseren Übersichtlichkeit bieten sich gut strukturierte Excel-Tabellen an. An einem sehr vereinfachten Beispiel könnte eine Nachhaltigkeitsbenchmark so aussehen:
Im Rahmen unseres Leistungsangebotes begleitet sustaineration unter anderem auch Unternehmen bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien. In diesem Zusammenhang führen wir umfassende Analysen zur Erfassung des IST-Standes durch, wovon die Durchführung von Nachhaltigkeitsbenchmarks einen wesentlichen Teil ausmacht.
Mit Anje, die uns fortan als Werkstudentin im Bereich Nachhaltigkeitsberatung unterstützt, ist das sustaineration-Team nun komplett.
Liebe Anje, es ist toll, dass du ab sofort an Bord von sustaineration bist! Würdest du dich unseren Leser*Innen kurz vorstellen?
Vielen Dank, ich freue mich, ab jetzt bei sustaineration mit an Bord zu sein. Bei einer Nachhaltigkeitsberatung zu arbeiten, die ihren Ursprung in meiner Heimatstadt Husum hat, das ist natürlich etwas ganz besonderes. In den vegangenen drei Jahren habe ich in London, Madrid und Berlin studiert und gearbeitet. Jetzt freue ich mich darauf, mich nun weiter im M. Sc. Studiengang „Sustainability, Society and the Environment“ spezialisieren zu können.
Neben dem Bachelorstudium habe ich bereits verschiedene Erfahrungen im Nachhaltigkeitsbereich sammeln können: mitunter in einer Klimainitiative und in einer internationalen Unternehmensberatung. Zusätzlich habe ich mich in einer studentischen Unternehmensberatung engagiert und dort einen CSR-Bereich aufgebaut.
Obwohl ich die Lebhaftigkeit und Vielfalt großer Städte schätze, geht für mich nichts über die Weite der Küsten und einen Spaziergang bei Wind und Wetter am Wasser.
Du studierst „International Business“ und arbeitest schon länger im Bereich der Nachhaltigkeitsberatung. Was ist für dich der gemeinsame Nenner dieser beiden Disziplinen?
Unternehmen sehe ich als große Ermöglicher und Entscheidungsträger einer nachhaltigen Entwicklung für die Zukunft. Mein klassisches betriebswirtschaftliches Studium hat mir eine gute Grundlage gegeben, mich hat jedoch schon immer mehr interessiert, wie sich Nachhaltigkeit in verschiedene Geschäftsmodelle integrieren lässt. Es ist spannend zu sehen, mit welcher Dynamik sich Unternehmen entwickeln und wie das Thema in den Fokus strategischer Entscheidungen rückt.
Was findest du besonders interessant an der Nachhaltigkeitsbranche?
Die intrinsische Motivation der Menschen, die in diesem Bereich arbeiten! Der Klimawandel ist ein zurecht negativ behaftetes Thema. Allerdings ist es umso motivierender, sich mit anderen Unternehmen, Kund*innen und Kolleg*innen auszutauschen und zu sehen, wie viel Energie für eine gemeinsame Vision, nämlich die einer besseren Zukunft, aufgebracht werden kann.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für dich privat?
Nachhaltigkeit ist einer meiner persönlichen Werte und er lässt sich in fast jeden Lebensbereich integrieren. Seit fünf Jahren ernähre ich mich vegetarisch und es ist mir wichtig, so wenig wie möglich neu zu konsumieren bzw. zu kaufen, um nach dem Ansatz „Recycle, Reuse, Reduce“ zu leben. Ich probiere mich gerne mit nachhaltigen Alternativen aus und häufig gehe ich auch wieder ein paar Schritte zurück. Ich denke, für jeden von uns ist dieser Prozess ist ganz normal.
Was wünscht du dir für die Zukunft bei und mit sustaineration?
Vor allem freue ich mich mit kleinen und mittelständischen Unternehmen zu arbeiten und mehr regionale Berührungspunkte zu haben. An der Beratung gefällt es mir jedes Mal mit einer neuen Branche, einem neuen Geschäftsmodell und den verschiedenen sozialen‑, ökonomischen- und ökologischen Themen zu arbeiten. Ich bin überzeugt von sustainerations Vision und ich freue mich auf die Arbeit im Team.
Vielen Dank für den Einblick, Anje!
Beitragsbild: Ralph Kerpa
Seit dem Jahr 2017 sind kapitalmarktorientierte Unternehmen dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeit in Form eines jährlichen Berichtes zu veröffentlichen. Ausschlaggebend hierfür ist das so genannte „CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz“ (CSR-RUG) des Deutschen Bundestages, beziehungsweise eine 2014 verabschiedete CSR-Richtlinie des Europäischen Parlaments.
Unter dem Begriff CSR, also Corporate Social Responsibility, versteht man die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, nachhaltig(er) zu wirtschaften. Hierzu zählen beispielsweise die Verbesserung des ökologischen Fußabdruckes, der Fokus auf gesellschaftliche Belange, die Berücksichtigung der Mitarbeiter*innenbedürfnisse sowie die Wahrnehmung einer Sorgfaltspflicht in der Lieferkette. Mit der Berichtspflicht legen Unternehmen nun also regelmäßig offen, inwiefern sie ihre Nachhaltigkeitsstrategie (erfolgreich) umgesetzt und ggf. positiv weiterentwickelt haben.
Wer muss berichten?
Betroffen vom CSR-RUG sind kapitalmarktorientierte Unternehmen sowie Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen,
Quelle: IHK Frankfurt am Main
Kommen Unternehmen ihrer Berichtspflicht nicht nach, dann drohen Bußgelder, die sich je nach Umsatzgröße und Gewinnhöhe des Unternehmens auf bis zu 10 Millionen Euro belaufen können.
Wer kann berichten?
Abgesehen von den gesetzlich verpflichteten Unternehmen können auch kleinere und mittelständische Unternehmen freiwillig einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, um somit gezielt eine transparente Nachhaltigkeitskommunikation mit Kund*innen, Mitarbeiter*innen und weiteren Stakeholdern zu fördern.
Deutscher Nachhaltigkeitskodex als Berichtshilfe
Mit dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) entwickelte der Rat für Nachhaltige Entwicklung 2011 eine standardisierte und kostenlose Orientierungshilfe für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten. Unternehmen können anhand 20 festgelegter DNK-Kriterien und verschiedener Leistungsindikatoren eine bereits vorstrukturierte Erklärung abgeben.
Das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex bietet in diesem Zusammenhang auch die Prüfung der erstellten Erklärung sowie ein qualifiziertes Feedback für Unternehmen an. Bei der Berichterstattung können Betriebe zudem durch Schulungspartner- und Mentor*innen des DNK unterstützt werden.
Welche drei Faktoren zeichnen einen guten Nachhaltigkeitsbericht aus?
Ein starker Nachhaltigkeitsbericht berücksichtigt viele diverse Faktoren, die den Bericht im Gesamten gut und aussagekräftig machen. Je nach Unternehmen und Branche können unterschiedliche Themen mehr oder eben weniger relevant sein. Diese drei Faktoren haben gute Nachhaltigkeitsberichte jedoch immer gemein:
1. Strategie
Der Nachhaltigkeitsbericht sollte eine vollständige und nachvollziehbare Strategie beinhalten, welche zeigt, wo die wesentlichen Hebel des Unternehmens liegen. Diese dargelegte Strategie sollte dabei unter Einbezug der Mitarbeiter*Innen entwickelt worden sein.
2. Ziele
Die im Bericht genannten Ziele sollten konkret und messbar sein. Nur so kann in den Folgejahren die erfolgreiche Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie bewertet werden. Die Ziele sollten daher so klar wie möglich gesetzt werden und darlegen, welche Nachhaltigkeitsthemen damit adressiert werden, beispielsweise, in dem die Wirkung auf die Sustainable Development Goals (SDGs) dargestellt wird. Außerdem sollte auch der Status der Zielerreichung kommuniziert werden, genauso das Nicht-Erreichen von Zielen mit entsprechender Begründung.
3. Maßnahmen
Um die Ziele im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie zu erreichen, sollte auch der Weg dorthin, also die Maßnahmen zur Umsetzung, festgehalten werden. Die einzelnen Maßnahmen beziehen sich auf das jeweilige Ziel bzw. die jeweiligen Ziele. Neben den geplanten Maßnahmen zur Zielerreichung, sollte auch beschrieben sein, welche das Unternehmen bereits umgesetzt hat.
Integration der Sustainable Development Goals
Kaum eine andere politische Agenda genießt eine weltweite Popularität, wie die seit 2016 geltenden Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen (UN). Ob in den sozialen Netzwerken, Fachkreisen für Nachhaltigkeit oder in den Nachhaltigkeitsberichten deutscher Unternehmen: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind in aller Munde und bilden das Rahmenwerk vieler unternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien.
Viele Berichterstattungsstandards bieten gute Mechanismen, um die SDGs in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu integrieren. Da Stakeholder zunehmend an dem unternehmerischen Beitrag zum Erreichen der SDGs interessiert sind, kann ein Nachhaltigkeitsbericht auf diese Weise deutlich aufgewertet werden.
Für unseren eigenen Nachhaltigkeitsbericht haben wir die SDGs in die DNK-Struktur integriert und zeigen damit, wie sustaineration auf die jeweiligen Ziele für nachhaltige Entwicklung einwirkt und welchen Beitrag wir zum Erreichen der 17 Ziele leisten.
Als Schulungspartner des Deutschen Nachhaltigkeitskodex unterstützt sustaineration Unternehmen bei der Umsetzung ihres Nachhaltigkeitsberichtes.
Beitragsbild: Ralph Kerpa